Online-Vortrag in Dresden
23.11.2020
"Pricing in Public Transport" für Fachleute aus Schwellen- und Entwicklungsländern
Die Gestaltung eines kompakten Kurses zu "Pricing in Public Transport" für Fachleute aus Schwellen- und Entwicklungsländern bot Gerd Probst einen kleinen Ausflug aus der Komfortzone des regulierten Nahverkehrs in Mitteleuropa. Eingeladen hatte dazu das "Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management" der TU Dresden.
Dieser Video-Kurs war eine mehrfache Herausforderung, denn normalerweise findet er vor Ort an der TU Dresden statt. Faszinierend war, wie gut über Zeit-, Kultur- und Klimagrenzen hinweg das Ganze als virtuelle Veranstaltung stattfand. Neben dem Video-Kurs gibt es eine durchdachte Plattform zum Diskutieren im Nachgang des Kurses, die auch fleißig genutzt wird.
Bildschirmfoto der Online-Konferenz
Die Teilnehmenden kamen aus Asien, Afrika und Südamerika – von La Paz über Ouagadougou bis Nepal. Hoch motiviert, neugierig und diskussionsfreudig ging es mit über 20 Young Professionals in die Tiefen der Tarifierung im ÖPNV. Die Situation in den sehr unterschiedlichen Städten mit einem hohen Anteil an informellem, unregulierten Nahverkehr und einer deutlich stärkeren gesellschaftlichen Spreizung des Wohlstands zeigte deutlich, dass es meist wenig hilfreich ist, bei den in Mitteleuropa bewährten Rezepten zu verharren:
- Warum muss in Kolumbien in jedem Stadtverkehrsmittel ein neues Ticket gelöst werden? Wie könnte eine gute Tarifintegration gelingen?
- Gibt es Mittel und Wege, die privaten Akteure des Nahverkehrs tariflich zu koordinieren?
- Wie könnte ein Sozialtarif aussehen, wenn es keine allgemein gültigen Einkommensnachweise gibt?
Wie meinte eine Teilnehmerin aus Nigeria, passend zur Vorweihnachtszeit: "Wir brauchen eigentlich einen ÖPNV-Messias, um all das Chaos zu bändigen!" Hier gilt allerdings ähnlich wie in unseren Breitengraden: Es geht meist nicht um ein Erkenntnis-, sondern um ein Umsetzungsproblem. Die Motivation der Teilnehmenden macht jedenfalls Hoffnung, dass sich in den unterschiedlichsten Herkunftsländern bald etwas tut!