Zürich-Tagung 2018
19.03.2018
Erfolgreiche P&C-Tagung auf dem Zürcher Uetliberg zu Nutzer- und Nutznießerfinanzierung
Im Fokus des Seminars stand die Frage, wie sich neue Quellen für Zahlungsbereitschaft erschließen lassen. Internationale Referenten lieferten die Vorlage für anregende Diskussionen.
Dr. Gian-Matti Schucan von Fairtiq konnte stolz berichten, dass seine App seit dem Abend vorher schweizweit Tickets anbietet. Ansonsten tauchte in er in ganz neue Welten der Tarifierung: des sog. Fencings, des geografisch zielgenauen Anbietens von Sondertarifen.
Horst Stammler, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Stuttgart bot einen engagierten rund um die VVS-Tarife, bei denen es erfolgreich gelungen war, die Nutznießer in die Pflicht zu nehmen - sogar Porsche zahlt seinen Mitarbeitenden einen Zuschuss zum Jobticket! Über 10 Mio. € Arbeitgeber-Fahrtkostenzuschüsse werden mittlerweile pro Jahr ins System gespült.
Kai Müller-Eberstein, Geschäftsführer des Regensburger Verkehrsverbundes konnte die guten Erfahrungen mit Zuschussmodellen bestätigen. BWM war in Regensburg der erste Kunde für’s neuen Jobticket-Modell. Ansonsten berichtete er über eine erstaunlich schnell und mutig umgesetzte Tarifreform im RVV. Besonderes Schmankerl: der RVV hat erfolgreich ein einzigartiges Tageskartenmodell durchgesetzt: es gibt keine Einzeltageskarte mehr sondern nur noch eine 2er-Tageskarte! Auch der Fahrerzuschlag bei Einzelfahrten im Stadtbus Regensburg konnte erfolgreich durchgesetzt werden. Fazit: attraktive Nachfrageimpulse, die sich auch wirtschaftlich schnell bezahlt gemacht haben.
Der Blick über den kontinentaleuropäischen Tellerrand war ein besonderer Höhepunkt dieses Jahr: James Freeman, lange Jahre preisgekrönter Geschäftsführer von Reading Busses ist seit 3,5 Jahren Geschäftsführer von First in Bristol und konnte sehr eindrucksvoll zeigen, wie ein privater ÖV-Anbieter zwischen Aktionärserwartungen und Fahrgastwohl durchdachte Tarife anbietet und ein beispielhaftes Wachstum hinlegt. Mit „From Fairer Fares to Faster Fares" beschrieb er außerdem eine für deutsche Verhältnisse schwindelerregend schnelle Umstellung auf digitale Kanäle. Er machte aber auch deutlich, dass es für gute Tarife auch ein gutes Angebot geben müsse. Und an wen muss dieses Angebot und seine Kommunikation ausgerichtet sein? An den Nichtnutzer. Deswegen treibe man einen solchen Aufwand in Sachen Route Branding und Linienkommunikation.
Oliver Mietzsch, Geschäftsführer des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig stellte interessante wissenschaftliche Ansätze zur ÖV-Infrastrukturfinanzierung durch Nutznießer vor. Christa Ambrosius berichtete aus Hannover von einer Kooperation mit dem lokalen Energieversorger beim Vertrieb von Abokarte.
Das Fazit der Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz und Deutschland lautet: wunderbare Atmosphäre mit persönlicher Note, viel Zeit für eifriges Diskutieren und Nachfragen übers große Ganze und über praktische Details und Erfahrungen über Ländergrenzen hinaus.