Rückschau: Fachtagung Zürich 2023

28.09.2023

ÖV-Paradigmenwechsel in Zeiten von Klima- und Deutschlandticket sowie Post-Pricing-Ansätzen: Rückschau zur Veranstaltung auf dem Uetliberg

In den vergangenen drei Tagen trafen sich über 30 engagierte ÖV’ler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Zürcher Hausberg, um sich zu offensiven Ansätzen rund um Tarif und Vertrieb auszutauschen und zu diskutieren - passend zur guten Fernsicht ging es um den Blick nach vorne: Wie kommen wir vom Reagieren - insbesondere auf das D-Ticket - zum Agieren!

 

 

Astrid Klug (Abteilungsleiterin Mobilität im Ministerium für Umwelt, Klima, Agrar und Verbraucherschutz Saarland) zeigte, wie eine mutige Tarifreform mitten in der Pandemie für beeindruckende Fahrgastzahlen sorgte. Das Autoland Saarland hat - anders als viele andere Bundesländer - Dank der offensiven ÖV-Politik aus Angebotsverbesserungen, einer aktiven D-Ticket-Strategie und Tarifimpulsen der Reform - mehr als 12% Fahrgastgewinn im Vergleich zu vor der Pandemie.

 

Johannes Gfrerer (Geschäftsführer der Salzburger Verkehrsverbund GmbH) erläuterte, wie der Salzburger Verkehrsverbund vom historischen Streckentarif die Zeitkarten Richtung Flatrate entwickelte - bis hin zum Klimaticket. Das bringt Rekordzahlen für die regionale Variante im gesamten Bundesland - und das im österreichischen Autoland!  

 

Braucht es noch Verbünde? war die Eingangsprovokation zur neuen Strategie des Tarifverbundes Nordwestschweiz in Basel, die Adrian Brodbeck (Geschäftsführer TNW) zum Besten gab.

Caroline Hasenbalg von P&C tauchte in die Welt der Arbeitgeberzuschüsse ein und appellierte an die ÖV-Branche, Arbeitgeber offensiver in die Bezuschussung einzubeziehen und sich damit von der Preisentwicklung unabhängiger zu machen. Das ist beim D-Ticket sicher nicht ganz unwichtig. Besonders spannend in der Diskussion: In der Schweiz ist - anders als in Deutschland und Österreich - ein Arbeitgeberzuschuss nicht steuerfrei! 

 

Einer der ersten Aufgabenträger, die das D-Ticket als Grundlage für Subjektförderung nutzte, war die Region Hannover: Ulf-Birger Franz (Regionsrat und Dezernent für Wirtschaft, Verkehr und Bildung in der Region Hannover; Geschäftsführer der Großraum Verkehr Hannover GmbH) gab einen spannenden Überblick über Verkehrsentwicklungsplanung, den on-demand-Verkehr sprinti und die Anpassung des D-Tickets - vom Sozial- bis zum Jobticket.  

Die ÖV-Branche gehörig ins Gebet genommen hat Dagmar Kierner, langjährige Vorständin und jetzt Aufsichtsrätin der bayerischen Wohnungsgenossenschaft Werkvolk. Sie zeigte konkrete Ansätze auf, wie Wohnungswirtschaft und ÖV für lebenswerte Städte sorgen können. Die Wohnungsbau Siedlungswerk Werkvolk eG zahlt jedem Mieter 10 € zum Ticket pro Monat und will Neumietern per Solidarticket einen besseren Zugang zum Busfahren ermöglichen. Sie drängelt, dass Städte und ÖV sich aktiver der bestehenden Möglichkeiten bedienen - die Wohnungswirtschaft ist offen.

Carina Schönsleben-Seiringer (Projektleiterin Tourismus der Verkehrsverbund Tirol GesmbH) steuerte aus Österreichischer Perspektive einen weiteren Akteur bei: die Tourismuswirtschaft! Von den umlagefinanzierten Gästekarten bis hin zur kooperativen Angebotsoffensive wird in Tirol die Tourismuswirtschaft einbezogen und bereichert.

 

Heinz Hauschildt (Betrieblicher Marktforscher im Verkehrsverbund Rhein Ruhr AöR) krönte die Diskussion um Vertrieb und Digitalisierung mit den aktuellen Mafo-Erfahrungen des VRR zur Kundenakzeptanz der Digitalisierung. 

        

Dabei blieb kaum Zeit, den herrlichen Ausblick über den Zürichsee und die Berge zu genießen. Von Früh bis spät wurden eifrig diskutiert und Ideen ausgetauscht.  

 

 

Danke an alle Referentinnen und Referenten, Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Es war wunderbar! Wir alle sind inspiriert vom Uetliberg zurückgekehrt und mit neuem Schwung ins Tagesgeschäft gestartet.

 

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